Vertrag mit der Pension Steinke, Gumbinnen

mit Carl Jankowsky, über die Unterbringung des Sohnes Rudolf Jankowsky zum Besuch des Gymnasiums

 

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Verabredung zwischen dem Gutsbesitzer Herrn Jankowsky
in Eggleningken und dem Fräulein Amalie Steinke in
Gumbinnen Markt No 8.

Herr Jankowsky gibt seinen Sohn beim Beginn des
neuen SchuljahresApril 1888 zum Frl. Steinke behufs
Schulbesuch (Gymnasium) in Pension, wobei folgende Be=
dingungen vereinbart sind:

§. 1.
Der Pensionspreis ist auf 300 M. berechnet und festgestellt.

§. 2.
Vom Frl. Steinke wird dem Knaben alles das=
jenige gewährt, was den Bedürfnissen eines Gymna=
siasten der Sitte gemäß, zu seinem leiblichen und
geistigen Wohle, entspricht.

§. 3.
Herr Jankowsky verpflichtet sich dagegen seinerseits
den obigen Pensionspreis von 300 M. zum größten Teil
in Naturalien zu entrichten, wobei er nur prima Ware
verspricht.

§. 4.
Die Lieferungen sind zwar an keinen be=
stimmten Lieferungstermin gebunden, haben aber
zu erfolgen, wenn die folgenden Produkte der Zeit
gemäß erscheinen hauptsächlich aber dann, wenn der
Bedarf darnach in der Wirtschaft des Frl. Steinke vor=
handen ist und von ihr die Lieferung, oder eines Teils
derselben, begehrt wird. In einem Conto ist jede
Lieferung zu vermerken, damit eine streitlose Ab=
rechnung zu jeder Zeit stattfinden kann.

§. 5.
Die Dauer der Abmachung oder des Übereinkom=
mens ist zunächst auf ein Jahr in Aussicht genommen,
und in diesem Zeitraum muß die ganze Zahlung er=
folgt sein. Soll das Verhältnis noch weiter fortbestehen,
so wird einfach dieses Übereinkommen prolongiert; tritt

 

 

 
 

aber dagegen eine unvorhergesehene Ursache auf der einen
oder der anderen Seite der Contrahenten ein, welche die
Herausnahme des Knaben aus dem Pensionat erforder=
te und und innerhalb eines Jahres für gut erscheinen ließe,
so ist in einem solchen Falle eine vierteljährige Kündi=
gung zu beobachten und das Pensionsgeld, also der vierte
Teil von 300 M., für das volle laufende Quartal in
Geld bar zu zahlen, wenn nicht bereits die dem Be=
trage entsprechende Summe durch Naturalien beglichen
sein sollte. Ist dieses geschehen und macht die Lieferung
ein "Mehr" aus, als die Quartalssumme beträgt, so
wird dieses "Mehr" nach dem heutigen Marktpreis be=
rechnet und von der Pension aus zurück erstattet
Dieses ist eine gerechte und ehrliche Abmachung,
gleich berechnet für beide Teile, dadurch wird aller etwaig=
en späteren Veranlassung zu Differenzen vorgesehen,
wie sie sonst häufig bei solchen Abmachungen vor=
kommen; denn wir sind Leute des Friedens und
scheuen jeden Streit.
Folgendermaßen im Betrage sind die Natura=
lien zu liefern.

1.) 12 Scheffel Roggen  
2.) 6 dito Weitzen Wert der Gänse a Stück 5 Mark, ob statt
einiger Gänse mehrere Enten geliefert
werden, ist gleichgültig, nur muß der
Wert in Summa mindestens 30 M. aus=
machen.
3.) 6 gemastete Gänse
4.) 2 Scheffel Erbsen
5.) 18 dito Kartoffeln Kartoffeln können geliefert werden,
wenn sie am theuersten sind,
gleich nach Kornaust*) im August;
d.h. wenn gewünscht wird.
6.) 2 Schock Kumst*)
7.) 2 Scheffel Möhren
8.) 2 dito Beten  
9.) 2 dito Wruken  
10.) 2 Schock Eier  
11.) 20 Pfd. Butter Ob statt des lebenden Schweines 100 M. dito Fleich u.
50 Pfd. Schöpfenfleisch geliefert werden, wird späterem
Übereinkommen vorbehalten. Das
Schwein dürfte nicht über 1 Jahr alt sein.
12.) 1 lebendes Schwein
von 2 Centner und
etwas darüber
13.) 60 Mark bar Geld
       
Obiges Übereinkommen bekräftigen durch  
Namensunterschrift:
 
    Amalie Steinke  
Gumbinnen d. 23ten März 1888 Jankowsky
 

 

 

 

*) Kumst = Kohl[kopf]

*) Kornaust = Zeit der Roggenernte, im Monat August; aus: Frischbier, Preußisches Wörterbuch, Berlin 1882, Band 1, Seite 410

 
   
Gumbinnen, Markt
(später Friedrich-Wilhelmplatz)
Im Haus Markt 8 wohnte Rudolf Jankowsky, während er das Gymnasium besuchte
(Später wohnte auch sein Neffe Benno Steinleitner hier während seiner Schulzeit.)
   
       

Gumbinnen, Markt, Blick auf die Regierung

Stadtplan Gumbinnen, Markt, Blick auf die Regierung (Ausschnitt)

  Gumbinnen, Markt 8 - das Eckhaus -  (später Friedrich-Wilhelmplatz)
   
© Foto und Ausschnitt aus dem Stadtplan von Gumbinnen: Kreisgemeinschaft Gumbinnen e.V.
Mit Dank an Herrn Siegfried Schmidt.
   

 

 

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Karl Jankowsky, Anna Jankowsky, Anna Welbat, Benno Steinleitner

 


Letzte Aktualisierung: 28.09.2013