Dr.phil. Marie Auguste Adelgitha Bock

geb. 26.10.1880 Königsberg/Pr.

gest. 18.08.1954 Einbeck
 

 
   
 
 

Hausfrau und Volkswirtschaft


Vortrag
von
Dr. Marie A. Bock
gehalten auf der 8. Tagung der Vereinigung ostdeutscher
Frauenbünde in Gumbinnen am 5. Mai 1926.



Hausfrau und Volkswirtschaft!


Mit der Frage nach der Einstellung der Hausfrau zur Volkswirtschaft treffen wir den Nerv der gesamten Hausfrauenbewegung.
Bis vor ungefähr 20 Jahren hatten wir nur eine Frauenbewegung, der sich die Hausfrau fernhielt, ja, der sie sogar meist feindselig gehenüberstand. Jede zielstrebige, geistige Vertiefung und Ausbildung,
jede öffentliche Tätigkeit, das Heraustreten aus der engen Häuslichkeit, selbst soziales Wirken wurde betrachtet als ein Verbrechen an der reinen Weiblichkeit. Die Frauen waren dadurch gespalten in zwei Lager, man kann sagen in die liberalen und die konservativen, und das war vielfach gleichbedeutend mit ledig und und verheiratet.
Durch zwei geniale Frauen ist aber eine Organisation geschaffen worden, die auch die Hausfrauen, die ländlichen wie die städtischen, zu Vereinen zusammenschließt; dadurch ist der Anstoß gegeben worden zu der "Hausfrauenbewegung", die jedes Jahr immer mehr Frauen erfaßt; damit ist aber auch zugleich die Möglichkeit geschaffen; die Spaltung zwischen der Hausfrau und der rein geistig arbeitenden Frau zu überbrücken.
Eine Bewegung entsteht dann, wenn eilte Gruppe Menschen, die durch das gleiche Band zusammengehalten wird, und die mit der Zeit nicht mitgegangen ist, sich in Bewegung setzt, um das Versäumte nachzuholen. So sprechen wir von einer "Arbeiterbewegung" zum erstenmal in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts die eine vorwiegend soziale Bewegung war, von einer „Frauenbewegung" der 60er und 70er Jahre, die neben gewissen sozialen Tendenzen eine vorwiegend geistige Bewegung ist.

Wird fortgesetzt