Der Vollmeierhof Nr.10 zu Holzhausen bei Pyrmont
- Hohenborner Str. 2 -

 

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Vorwort des
Herausgebers

Der Vollmeierhof Nr.10
zu Holzhausen

Familien S t e i n m e y e r
zu Holzhausen
bei Bad Pyrmont
nach den Kirchenbüchern

Anlage I
Anlage II
Anlage III
Anlage IV
Ergänzungen

Plan "Hohenborner Str. 2",
z.Zt. des Erwerbs

Plan des Grundstücks
"Am Bruche"
zur Zeit des Erwerbs

 

von Gerhard Hennig, Essen,
Ltd.Vermessungsdirektor a.D

Vorwort

Das Salbuch von Holzhausen - zwischen 1669 und 1680 entstanden - weist als Eigentümer des Vollmeierhofes Nr.10 einen Berendt H e r t z aus. Dieser Berendt Hertz ist mit seiner Familie auch im Kirchenbuch der evang. Kirche zu Oesdorf - damals zuständig für den Pyrmonter Kessel der Grafschaft - zu finden. Danach heiratet Berendt Hirtzen am 23.4.1660 eine Margarete Walbaum. Ihnen werden 1663, 1666 und 1670 Töchter und 1667 und 1672 Söhne geboren. Es fällt jedoch auf, daß nach Hermann Trost - Holzhausen, Beiträge zur Geschichte, Heft II - nach alten Urkunden und Kornrechnungsbüchern die Familien Hertz (bzw. Hertz) und Walbaum weder 1629 noch 1664/65 aufgezeichnet sind. Vielleicht ist der Hof erst kurz vor der Einrichtung des Salbuches von Berendt Hertz erworben worden.
Zum Vollmeierhof Nr.10 gehörten damals nach dem Salbuch an Ländereien 80 Morgen Land. Der Hof war dem Haus Pyrmont "heuern und "zehendt"-pflichtig. Der Hof war stark verschuldet. Im Salbuch sind von 21 verschiedenen Gläubigern insgesamt 778 rheinische Thaler als Schulden aufgeführt. Als Pfand für diese Schulden sind 29 Morgen Land verpfändet. Nach einer weiteren Anmerkung - nach den Angaben des Heimatforschers Schaub - gehörte Hertz nur 3/4 des Hofes. Damit wären Hertz nur etwa 30 Morgen zur eigenen Bewirtschaftung verblieben. Es muß alles in einem schlechten Zustand gewesen sein, denn im Salbuch heißt es wörtlich:
"Hat keine Nebengebäude mehr. (Hatt nun ein Häuslein von 5 Sparren bey das Wohnhaus vor die Niddern Thür gebauet)."
An dieser Stelle möchte ich einige allgemeine Bemerkungen einfügen, die der "Chronik von Bad Pyrmont" - Druck Bartels, Pyrmont 1967- zu entnehmen sind. Nach dem Dreißigjährigen Krieg herrschte allgemein große Not. So heißt es auf S. 325: "Noch 14 Jahre nach dem Friedensschlusse, um 1662, war es den Bauern nicht möglich, das vorgeschriebene Zinskorn an das Haus Pyrmont zu liefern.". Auf Seite 340 ist angeführt: "Holzhausen zählte 12 Vollmeier, deren Güter 60 bis 70 Morgen groß waren, 4 Halbmeier mit 23 bis 49 Morgen, 15 Großkötner mit 10 bis 20 Morgen und 9 Kleinkötner mit 4 bis 9 1/2 Morgen Land."
Das Schicksal geht hart mit der Familie Hertz um. Am 15.1.1676 wird die Ehefrau von Berendt Hertz begraben. Es heißt dazu im Kirchenbuch von Oesdorf:
"Berendt Hirtzeß Frau, nachdem sie zwei lebendige Söhne zur Welt gebracht und noch ein Kind bei ihr geblieben, ist sie Todts drüber verblieben."
Die Zwillinge waren noch am 14.1.1676 getauft worden, sind aber am 2. Februar bzw. 3. August 1676 verstorben. Über den Vater Berendt Hertz habe ich im Kirchenbuch keine weiteren Angaben gefunden. Ich möchte daher annehmen, daß er den Hof unverzüglich verkauft hat und aus Holzhausen fortgezogen ist.
Der Vollmeierhof Nr.10 wird somit im Jahre 1676 von Johan Henrich Stuckenbrock erworben worden sein. Noch im gleichen Jahre hat er ein neues Haus errichtet, wie die Inschriftam Hause über dem Torbogen ausweist:
" ACH HER.LIEBES IESULEIN.SCHLEUS ZU.UND AUF DIES HUSELEIN UND GEH MIT DEINEN.HEILIGEN/ENGELEIN DARAUS.UND EIN GB. DEINES HEILIGEN GEISTES SCHUSZ.UND SEGEN ZU ALEM VORHABEN UND / VORN / JOHAN HENRICH STUCKENBROCK ANNO 1676. DEN 19 IVLIVS."
Diese Inschrift ist mit kurzer Beschreibung des Hauses in dem Textband "Kunstdenkmäler des Landkreises Hameln-Pyrmont" von 1975 auf Seite 88 wiedergegeben. Der Verfasser spricht von "einem ehem. sehr stattlichen Durchgangsdielenhaus". Die Inschrift am Hause ist heute leider nur sehr schwer lesbar. Nach Herrn Schaub hat auch J.H.Stuckenbrock nur 3/4 des Hofes erworben. Das verbleibende 1/4 mit Gebäuden an der jetzigen Straße "Am Bruche" soll Henrich Joachim Steinmeyer gehört haben. Er ist vermutlich identisch mit dem Schullehrer Jürgen Steinmeyer, der im Alter von 70 Jahren am 25.2.1699 zu Holzhausen verstorben ist.
Nach dem Salbuch war Johan Henrich Stuckenbrock zuvor gemeinsam mit seinem Bruder Herman Stuckenbrock Besitzer des benachbarten Vollmeierhofes Nr.11 an der Hagener Str; Johan Henrich Stuckenbrock (1643-1697) hatte am 11.12. 1673 Barbara Marten (1640 - 1687) geheiratet. Sie stammte vermutlich vom Vollmeierhof Nr.8 (lt.Salbuch 1669 Eigentümer Friedrich Marten, jetzt Schillerstr. 83).
Den Vollmeierhof Nr.10 - Hohenborner Str.2 - übernahm dann der Schwiegersohn Henrich Jürgen (Georg) Steinmeyer (1673 - 1743), der am 24.7.1700 die Tochter Sophia Elisabeth Stuckenbrock (1680 - 1723) geheiratet hatte. Henrich Jürgen (Georg) Steinmeyer war Sohn von Herman St., dem Besitzer des Vollmeierhofes Nr.3 an der Grießemer Str., den später der ältere Bruder von Henrich Jürgen St., Joh. Hermann Steinmeyer übernahm.
Henrich Jürgen (Georg) Steinmeyer hat auch das letzte 1/4 des Hofes erworben, so daß der Vollbesitz wieder gegeben war. In fünf Generationen war dann der Vollmeierhof Nr.10 im Besitz der Familie Steinmeyer. Es sind dies: Henrich Georg Steinmeyer (1707 - 1763), verheiratet am 30.9.1743 mit Anna Catharina Elisabeth Möller (1716 - 1789), Tochter von Jost Möller - Großkötner Nr.6, 1t.Salbuch - und Anna Margreta Schaper, einer Tochter des Bruchmüller Henrich Schaper.
Henrich Jürgen Steinmeyer (1747 - 1815), der in erster Ehe verheiratet war am 23.2.1776 mit Anna Eleonore Luise Poolmeyer (1749 - 1787), Tochter von Tons Christof fel Upmeier, genannt Poolmeier, der Meier auf den Holstenhöfen bei Blomberg war und vom Uphof bei Währentrup bei Oerlinghausen in Lippe stammte, beides sehr große Höfe außerhalb einer Ortslage. Nach dem Tode seiner Frau hat Henrich Jürgen Steinmeyer am 29.9.1787 Anna Louise Meinert aus Hagen geheiratet (1764 – 1850).


Johan Georg Steinmeyer (1781 - 1836) wird den Hof schon zu Lebzeiten seines Vaters übernommen haben, denn im Hypothekenbuch von 1809 wird als Eigentümer "Georg Steinmeyer" bereits angegeben. Er heiratet am 6.9.1816 Wilhelmine Nebelsiek (1799 - 1865), Tochter des Försters Christian Friedrich Nebelsiek vom Hagen, der aus einer alten Försterfamilie stammte -Vater gleichfalls Förster zu Hagen, Großvater und Urgroßvater Förster in Holzhausen. Georg Steinmeyer hinterläßt bei seinem Tode eine Witwe mit sechs minorennen Kindern, darunter meine Urgroßmutter Luise Hinkeldein geb. Steinmeyer.
Georg Steinmever (1820 -1881) wird bereits im Alter von 16 Jahren die Bewirtschaftung des Hofes gemeinsam mit seiner Mutter und seiner älteren Schwester übernommen haben. Er heiratet am 29.12.1848 Auguste Charlotte Brinkmann (1822 - 1861), Tochter des Richters Heinrich Brinkmann zu Thal.
Bei den vorstehenden "Steinmeyer" handelt es sich jeweils um den Sohn des Vorhergehenden. Somit hat meine Familie in sechs Generationen, beinahe 200 Jahre auf dem Vollmeierhof Nr.10, Hohenborner Str.2, gesessen. Erst durch den Verkauf am 13. September 1870 ging der Hof in andere Hände über.
Bereits eingangs hatte ich erwähnt, daß der gesamte Vollmeierhof Nr.10 laut Salbuch eine Flächengröße von etwa 80 Morgen gehabt hat und daß jedoch erst nach 1700 diese Flächen insgesamt dem Hof zur Verfügung standen. Die Grundstücke sind im Salbuch - zwischen 1669 und 1686 entstanden - einzeln ihrer Lage und Größe nach nur textlich beschrieben. Es ist jedoch schwierig festzustellen, inwieweit diese Flächen mit dem Grundbesitz nach 1800 identisch sind. Hierzu könnte die auch von Herrn Trost in Heft II auf Seite 16 erwähnte "Holzhausen Flurkarte um 1695 von Rudolfi" behilflich sein. Das Original der Karte liegt im Staatsarchiv in Marburg und bedarf noch seiner Auswertung. Auf dieser Karte ist für "Johann Henrich Stuckenbrock" vermutlich nur der 3/4 Besitz des Hofes ausgewiesen.
Am 3.9.1985 habe ich im Hauptarchiv in Hannover die alten Hypothekenbücher von Holzhausen/Pyrmont (Az: Hannover 72 Nr.52) aufgefunden. Erst danach ist es möglich nähere Aussagen aus der Zeit nach 1800 über den Vollmeierhof der Familie Steinmeyer in Holzhausen, Hohenborner Str.2, zu machen.
In Band I des Hypothekenbuches - siehe Anlage I - sind die vermutlich im Jahre 1809 damals zum Hofe gehörenden Grundstücke aufgeführt. Dabei sind für das eigentliche Hofgrundstück keine Flächengrößen angegeben, sondern nur die Größe - in Fuß - der aufstehenden Gebäude. Es sind dies (umgerechnet in Meter): Wohnhaus 19,9x11,7m, Leibzuchthaus 10,5x9,9m, Backhaus 5,0x3,5m, Stall 5.0x3,5m, und Scheune 12,8x6,4m. Nur das Wohnhaus und das Leibzuchthaus stehen noch heute. Unter 2.-17. sind dann die übrigen Grundstücke mit einer Gesamtgröße von 66 Morgen angegeben, wobei unter Nr.17 ein "Hudekamp" ohne Flächenangabe.
Dieser "Hudekamp" grenzt an den Emmerfluß und muß nach der vorhandenen Wertangabe einer Fläche von 10 bis 20 Morgen entsprochen haben, die neben den Hof- und Gebäudeflächen von etwa 3 Morgen den vorgenannten 66 Morgen noch zuzuzählen wären, damit hätte sich die Hofgröße in 150 Jahren seit Anlegung des Salbuches wenig verändert. Diesentspricht auch den grundsätzlichen Angaben in der "Chronik, s.o.". Hinter jedem Flurstück finden wir eine Wertangabe. Somit wird der Wert des Vollmeierhofes lt. Hypothekenbuch im Jahre 1809 mit 5913 Thalern geschätzt, wobei für die Hoflage mit ihren Gebäuden 1225 Thaler angesetzt sind. Für die Ackergrundstücke ergeben sich im
allgemeinen Werte zwischen 50 und 90 Thalern je Morgen; d.h. umgerechnet zwischen 0,06 und 0,10 Mark je Quadratmeter.
Als Besitzer des Hofes (1809) wird - siehe auch oben - "Georg Steinmeyer" angegeben. Es handelt sich dabei um meinen Urururgroßvater Henrich Georg Steinmeyer,* Holz hausen 26.8.1747, + ebd. 10.2.1815, evtl. schon um meinen Ururgroßvater Johann Georg Steinmeyer, * Holzhausen 13.11. 1781, + ebd. 6.2.1836, falls sich der Vater bereits mit 60 Jahren auf das Altenteil (Leibzucht) zurückgezogen hatte.
Aus dem Hypothekenbuch sind insbesondere die Belastungen des Hofes zu ersehen, nur z.T. der Eigentumswechsel der Grundstücke, wenn sich dies aus den Belastungen ergibt z.B. Sicherung des Restkaufgeldes -. Nach den Eintragungen im Jahre 1809 war der Hof damals unbelastet. Es lassen sich zumindest keine Belastungen aus dem Hypothekenbuch ersehen. Nur einige Belastungen sind bis zum Tode des Ururgroßvaters Georg Steinmeyer (+6.2.1836) zu ersehen.
Es handelt sich dabei um Abfindungen für jüngere Geschwister und vermutlich um Ankauf von Grundstücken. Sofern diese Belastungen -bis zu 500 Th.- nicht kurzfristig gelöscht wurden, wurden sie spätestens 1838 von seiner Witwe durch Aufnahme einer neuen Belastung getilgt.
Die Witwe Wilhelmine Steinmeyer geb. Nebelsiek führt nun den Hof. Dies ist aus den Eintragungen im Hypothekenbuch -1838 und 1841- und aus der Steuerliste von 1842 zu ersehen.

Im August leiht sie sich vom Rat Schreiber in Pyrmont 1800 Th., um sämtliche alten Schulden abzutragen, s.o. und im Oktober 1841 bei Frau Hofrat Mundhenk 400 Th. um die Töchter Wilhelmine und Caroline, die sich beide 1841 verheiraten, abzufinden. Spätestens 1855 sind diese Belastungen gelöscht.
Als die Witwe den Hof übernahm, standen ihr sicherlich die Töchter Wilhelmine - 18J. - und Caroline - 14J. -, hauptsächlich aber schon der Sohn Georg - 16J. - als späterer Hoferbe zur Seite. Die drei weiteren Kinder waren noch minorenn, wie auch meine Urgroßmutter Luise, - 9 J. -.
Spätestens ab 1847 scheint dann jedoch der Sohn Georg Steinmeyer - nun 27 Jahre alt - die volle Verfügungsgewalt über den Vollmeierhof zu haben. Er beginnt den Hof durch Zuerwerb und durch Tausch zur besseren Gestaltung zu vergrößern. So erwirbt er:
10.3.1847 ein Hudekamp am Hamborner Bach
11.3.1851 20 Morgen Land an der Eilbreite und eine Gerechtigkeit
11.3.1857 Teile des Großköthnergutes von Heinrich Ritterbusch - evtl. ist dies das angrenzende Wohnhaus mit Hofraum Hagener Str.25
15.7.1857 das vormals Herlitzsche und Cordessche Halbmeiergut - etwa 35 Morgen, lt.Hypothekenbuch Bd.I, S.176 ff.
die Friedrich Stukenbrocksche Halbmeierstelle - ein Wohnhaus und 29 Morgen, lt. Hypothekenbuch Bd.I, S.238 ff. und Brandkataster Nr.81.
Diese Grundstückskäufe werden auch damit zusammenhängen, daß - siehe "Chronik" S.378 - 1851 - "die Geschlossenheit der Bauerngüter" aufgehoben wurde. Weiterhin hatte die allgemeine Armut dazu geführt, daß viele - dem Zug der Zeit folgend - nach Amerika auswanderten. (Siehe "Chronik" S.388 und Trost Heft II S.21) So wird dort z.B. der Großköthner Heinrich Ritterbusch - s.o. - mit Familie als Auswanderer genannt, dessen Grundstücke z.T. am 11.3.1857 erworben wurden.
Zur Abtragung von Schulden hatte sich Georg Steinmeyer am 30.11 1850 von Friedrich Steinmeyer aus Lügde 3000 Th. geliehen. Evtl. handelt es sich dabei um seinen Bruder - * 14.3.1829 -. Durch "Abfindung der Geschwister" werden 1854 und "zur Abfindung der Schwester Mathilde" 1855 jeweils 250 Th. aufgenommen. Die Schwestern Luise und Mathilde haben 1853 und 1852 geheiratet. Erneut werden 1855 ein Betrag von 4000 Th.zur Abtragung älterer Schulden und 1857 ein Betrag von 1800 Th. zum Erwerb der o.a. Grundstücke aufgenommen.

Am 5.11.1861 stirbt die Ehefrau von Georg Steinmeyer und hinterläßt drei minderjährige Kinder (11, 8 und 5 Jahre alt) und am 18.8.1865 seine Mutter Wilhelmine geb. Nebelsiek - meine Ururgroßmutter -. Beides wird von Einfluß auf das weitere Handeln von Georg Steinmeyer gewesen sein, denn nunmehr nehmen die Eintragungen im Hypothekenbuch (Belastungen und Löschungen) erheblich zu. Kleinere und größere Beträge wechseln ab. Alles ist sehr unübersichtlich geworden.
Durch die Anlegung des Katasters in der Grafschaft Waldeck/Pyrmont liegt für das Jahr 1859 im Flurregister von Holzhausen eine genauere Erfassung der Grundstücke des Vollmeierhofes vor. Die Aufstellung des Katasters war 1850 zur gerechteren Feststellung der Grundsteuer angeordnet worden - siehe "Chronik" S.378-. Die Vermessungen hatten 1856 in Holzhausen begonnen. 1979 konnte ich im Katasteramt in Hameln das Flurregister einsehen, danach ergibt sich eine Gesamtgröße des Hofes im Jahre 1859 von 138 Morgen. Ich darf hier nochmals auf die "Chronik" S.383 verweisen, wonach 1849 in Holzhausen 11 Vollmeierhöfe mit 43 bis 74 Morgen Land angegeben werden und 10 Halbmeier mit 25 bis 54 Morgen. Im Salbuch waren 12 Vollmeier und 4 Halbmeier angegeben. Somit ist der Vollmeierhof Nr.10 nunmehr wesentlich größer als hier angegeben. Das Flurregister gibt die einzelnen Grundstücke mit Flurstücksnummer und Größe genauer an -siehe Anl.II. Die Katasterurkarten von etwa 1857 konnte ich im Hauptarchiv in Hannover einsehen und damit auch die Lage der einzelnen Flurstücke feststellen, leider jedoch nicht bezüglich Flur V, da diese Karte in Hannover nicht aufzufinden war.
Durch Vergleich mit der Grundstücksaufstellung von 1809 im Hypothekenbuch ist zu erkennen, daß beim Erwerb der beiden Halbmeierhöfe zugleich ein größerer Teil der vorher zum Hof gehörenden Grundstücke verkauft wurde, um vermutlich Grundstücke in besserer Lage zum Hof zu haben. Im Band II des Hypothekenbuches ist dann im Juli 1863 aus Anlaß einer neuen Gesamtbelastung des Hofes eine Zusammenstellung aller zum Hofe gehörenden Grundstücke erfolgt - siehe Anlage III - mit Angabe der Flurstücke nach dem Kataster. Es ergibt sicheine Flächengröße von etwa 150 Morgen. Weitere Grundstücke werden hinzuerworben:
15.10.1864 Auf der Eilbreite Flur VI Nr.8 etwa 10 Morgen
11.10.1864 Unterm Iberge Flur VIII Nr. 24 etwa 6 1/2 Morgen
18.10.1865 aus der angrenzenden Gem. Hagen 2 Flurst. etwa 12 Morgen zu je 1/3

Vermutlich im Jahre 1866 ist dann ein Konkursverfahren über das gesamte Vermögen des Vollmeiers Georg Steinmeyer eingeleitet worden. Dies ist lediglich aus der abschließenden Eintragung im Hypothekenbuch zu ersehen: "Nachdem der über das G. Steinmeyersche Vermögen erkannte Concurs beendet, sind heute die auf pag.52 ingressierten Hypotheken, soweit sie das in die Concursmasse gefallene Vermögen betreffen auf Verf. des Concursgerichts vom 16.Jan.1874 heute gelöscht.
Pym. 21 Januar 1874."
Am 6.2.1866 wird "mit einseitigem Antrag des für die Kinder bestellten Curator H. Brinkmann eingetragen" eine Belastung von 500+600+60 Th., d.h. für die 3 Kinder von Vollmeier Georg Steinmeyer und seiner verstorbenen Ehefrau Auguste geb. Brinkmann. Auf Grund des "Vergleichsprotokolls vom 18ten Sept. 1866" werden etwa 50 z.T. kleinere Belastungen verschiedener Personen, auch bzgl. Abgaben und Löhnen in das Hypothekenbuch eingetragen.
Aus einer Eintragung auf S.151 des Hypothekenbuches Band II ist dann zu ersehen, daß die in der Gemarkung Holzhausen gelegenen Grundstücke, d.h. der Vollmeierhof Nr.10, durch Kaufbrief vom 13.9.1870 auf "Kaufmann Joseph Israel zu Pyrmont u. Administrator Georg Steinmeyer von der Saline hieselbst" übergingen
"haben von dem Rechts. Anw. ... dahier als Curator der Georg Steinmeyerschen Debitmasse zu Holzhausen für 22 000 Th Kaufgeld außer den im Hypothekenbuch von Hagen Bd.II pag.14 verzeichneten Parzellen folgende in der Gemarkung Holzhausen gelegene Grundstücke: art.185 der Mutterrolle (ganzer Artikel von 59 Parzellen mit 162 Morgen 7 Ruten 10 Fuß) nebst allen daran haftenden Gerechtigkeiten gekauft u. ist dem Verkäufer bis zu vollständig bezahlten Kaufpreise an Hauptgeld und Zinsen das Eigenthum an den ged. ... Grundstücken vorbehalten laut Kaufbrief vom 13ten September 1870.
6 % Zinsen vom 1ten Oct.1870 ab."
Die Erwerber haben bereits am 15.11.1870 Belastungen

zugunsten Wwe. L. Schäfer Friederike geb. Blankenburg bei Lügde 2200 Thaler  
  Friedrich Höllscher zu Pyrm. 1500 Thaler  
  Seminardirektor Hermann Müller
zu Hannover
4000 Thaler  
und am 7.4.1874 nochmals zugunsten des vorstehenden Herm. Müller 2000 Thaler  
         

Dabei wurden jeweils andere Gruppen von Grundstücken in "solidarischer Mithaft" belastet.
Die o.a Belastungen wurden letzhin am 3.1.1882 gelöscht.

Wer sind nun die Erwerber des Hofes im Kaufbrief von 1870?

Soweit ich ermitteln konnte, handelt es sich bei dem Administrator Georg Steinmeyer nicht um einen Verwandten, sondern um Heinrich Georg Wilhelm Steinmeyer, zu Oesdorf 15.2.1816 als Sohn des Georg St. und der Henriette geb. Göke. Bei seiner ersten Heirat 1837 und bei seiner zweiten Heirat 1841 wird als Beruf "Copist" angegeben. Bei seinem Tode
am 9.12.1888 zu Oesdorf wird er als "Rechnungsrath" bezeichnet. Von 1852 bis 1881 sind die Jahresberichte der Saline von einem Georg Steinmeyer unterschrieben worden. Dies paßt genau zu den vorstehenden Lebensdaten. Es bleibt unklar, warum dieser Administrator als Miterwerber des in Konkurs geratenen Vollmeierhofes auftritt.
Von Joseph Israel, Kaufmann, konnte ich keine Lebensdaten ermitteln. Aus dem Hypothekenbuch von Pyrmont ergibt sich, daß sein Vater, ein Mannes Israel, im März 1835 durch Kaufcontrakt ein Wohnhaus mit Garten (Pyrmont, Brandkataster Nr.54; Hypothekenbuch Band I Seite 254 - 265, Wert 7325 Thaler) von einem Christian Karl Hummel erworben hatte, das zuvor dem Bäcker Heinrich Eikermann gehört hatte. Dieses Grundstück war zuvor mehrfach belastet, zum Schluß hatte Mannes Israel 2500 Taler geliehen. Für diese[s] Grundstück liegt dann ein Vertrag vom 23.8.1858 zwischen dem Kaufmann Joseph Israel und seiner Mutter Israel geb. Elias vor. Auf Seite 260 sind für Joseph Israel als Vormund mehrere Schuldbeträge - 4000, 9000 und 1246 Taler - eingetragen.
Es läßt sich wohl kaum noch feststellen, ob und inwieweit der Vollmeierhof vom Jahre 1866 bis zum Verkauf im Jahre 1870 bewirtschaftet wurde. Diese Ungewißheit bleibt auch danach bis zum Jahre 1874 -Löschung des Konkursvermerkes- bzw. bis zum Jahre 1882, in dem die Belastungen im Hypothekenbuch gelöscht wurden. Wer wohnte somit in dieser Zeit in dem Gebäude Hohenbornerstr.2 und wer bewirtschaftete die Äcker?
Georg Steinmeyer, geboren zu Holzhausen am 12.8. 1820, stirbt am 11.3.1881 um 3 Uhr nachts als "gewesener Vollmeier, alt 60 J. 6 Mon.28 Tg. keine Gattin aber 3 majorenne Kinder" laut Eintragung im Kirchenbuch. Auch die standesamtliche Sterbeeintragung gibt keine weiteren Auskünfte. Es ist nicht bekannt, wo Georg Steinmeyer in den letzten 10 Jahren seines Lebens gewohnt hat. Weder über seinen Sohn Georg - * 16.6.1850 - noch über seine Tochter Helene - * 7.10.1856 - konnte ich trotz eifriger Bemühungen etwas in Erfahrung bringen. Seine Tochter Auguste - * 28.11.1872 - heiratete am 7.4.1878 Carl Kampfer - * 15.11.1853 -, den Sohn des Vollmeiers Wilhelm Kampfer zu Thal, der sich als Tischler in Holzhausen niedergelassen hatte. Sie hatten in der Flur II 1878 ein Wohnhaus und Garten mit 1229 qm erworben.
Auch meine Großmutter, die zumindest im Dezember 1874 in Holzhausen weilte, hat mir nichts von dem Vollmeier Georg Steinmeier erzählt. Damals wohnte ihre Schwester Luise Hanson geb. Hinkeldein in der Papiermühle - siehe hierzu Anlage IV- an der Grenze nach Lügde. Dort wurde am 27.12.1874 deren Tochter Ilse geboren. Der Vater Paul Hanson wird bei der Geburt seiner Tochter als "Papierfabrikant" bezeichnet. Da als Pate "Louise Schelp", vermutlich die Kusine ihrer Mutter und des Vollmeiers, eingetragen ist muß meine Großmutter die damaligen Verhältnisse gekannt haben.
Über den weiteren Verkauf der einzelnen Grundstücke des Vollmeierhofes in der Feldlage ist mir nichts bekannt. Zwischen 1884 und 1888 wird in Holzhausen das Grundbuch angelegt. Dabei wird als Eigentümer des Grundstücks "Hohenborner Str.2" "Jakob, Friedrich, Schäfer" eingetragen, jedoch nur für das noch heute bestehende Grundstück, einschließlich des etwa 200m tiefen und etwa 70 m breiten Gartens - nicht mehr das Wohnhaus Hagener Str.25 -.
Soweit ich ermitteln konnte wurden diese Grundstücke von Georg Grawe etwa 1930 erworben. Im September 1973 konnten wir eine Frau Grawe - etwa 80 Jahre alt - sprechen, im Oktober 1980 die Witwe Grawe des verstorbenen Sohnes. Zum Hof gehörten wieder etwa 50 Morgen, die inzwischen zuerworben bzw. in die Ehe mitgebracht worden sind. Die Ländereien waren 1980 verpachtet, da die beiden Söhne -der Älteste war beim Tod des Vaters 16 Jahre alt - andere Berufe haben. Das relativ große Haus von 1676 hat eine durchgehende Diele, an den Seiten Ställe und Schlafkammern und früher nur ein Wohnzimmer. Das Leibzuchthaus ist inzwischen als Scheune umgebaut.

Unabhängig voneinander wurde uns von verschiedenen Personen erzählt, daß vor "Jakob" ein "Kaufmann" Eigentümer des Hofes gewesen sei. Dies erzählte Frau Grawe (1973, etwa 80 J. alt) und Herr Windel, Petersiliengasse 4 (Okt. 1981, etwa 90 J.alt). Er sagte dieser "Kaufmann" vor "Jakob" wäre noch Eigentümer des großen Hofes gewesen. Er hätte eine Ziegelei gehabt und Häuser an der Grießemer Str. gebaut. Er hätte dann aber sein Vermögen verloren und "versoffen". Ähnliches erzählte 1979 Carl Steinmeyer ( * etwa 1910, Inhaber eines Zigarrenladens). Er wußte von seiner Großmutter, geboren etwa 1847, daß der Voreigentümer von "Jakob" ein "Kaufmann" war, der alles vertrunken habe. "Als er nichts mehr gehabt hat, habe man ihn von der Theke weggeschickt mit den Worten: Geh weg Julius." Auch Frau Weber ( * etwa 1887) wußte, daß sich "Jakob" zu unrecht "Vollmeier" genannt habe und es vorher "Kaufmannshof" hieß. Sie meinte eine Ehefrau "Lenchen" hätte den letzten Verkauf getätigt. Keiner kannte den Namen Steinmeyer bezgl. der Hohenborner Str.2.
Ich hoffe aus alten Zeitungen im Stadtarchiv zu Bad Pyrmont noch Neues zu erfahren. Vielleicht werden meine Ausführungen von den jetzigen oder späteren Eigentümern ergänzt werden.

Gerhard Hennig im Januar 1988