Hans Klocke: Und Herren  von Tilitti.

 

 

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Und Herren  von Tilitti.

Der Fall in's
Bodenlose

 

Möntgeweg 1

 

 

 

 

Und Herren  von Tilitti.

 
     
 

 

So steht es in Schwalenberg bei der Beschreibung des frühmittelalterlichen
Herrscherhauses, der Herren zu Schwalenberg.
Tilittihowa, so soll Linderhofe zur Zeit der Sachsen der Sage nach geheißen haben.
Alt Sternberg, die Ruine an der alten Passstraße, welche von Schwelentrup aus über Linderhofe in Richtung Osten führt, ist der Bauweise nach eine alte sächsische Burg.
Einhundert Jahre lang tobte der Kampf der sogenannten wilden Sachsen gegen die sich nach Norden und Osten ausdehnende Christianisierung.
Die Schlacht bei Tiotmolli (Detmold) war längst geschlagen, Widukinds Taufe war erfolgt und das Strafgericht der christlichen Franken gegen den sächsischen Adel in Verden an der Aller hatte großen Schrecken verbreitet, doch die Sachsen die diesseits des Dörenberges (Tauernberg in Hochdeutsch Turmberg) auf ihren Höfen saßen, gaben immer noch nicht klein bei. Der Sachsnot (Schwert) war immer noch wichtiger als das Kreuz.
Unentwegt versuchten die fränkischen Reiter den Pass  an der Burg zu stürmen, aber auch unentwegt versuchten Mönche vom Oldarsteun (warsch. Altarstein) in Schwelentrup aus die Glaubensbotschaft in das Land der noch heidnischen Sachsen zu bringen. Doch es blieb lange vergeblich.

Die Sage erzählt von der alten Burg Sternberg, da  der Teufel nachts wieder aufgebaut hätte, was am Tage durch die Reiter der Christen zerstört worden wäre.
Auf Hohensonne gab es, so erzählten die alten Leute, ein Schimmelgestüt, wo die heiligen Pferde der Sachsen gezüchtet wurden. Die Opferstätte,auf der diese Schimmel geopfert wurden, kann durchaus im Bereich des Dörenberges gelegen haben. Die riesigen Befestigungsanlagen am Schanzenberg und die früher auch an der östlichen Seite des Dörenberges gelegenen Befestigungsanlagen gleicher Art deuten jedenfalls auf die religöse Wichtigkeit des Dörenberges hin. Die bis in dieses Jahrhundert reichenden Feierlichkeiten zu Pfingsten, halb weltlicher, halb christlicher Form,lassen in den Ansätzen die gleiche Deutung zu. Vor den Feierlichkeiten wurden sogar die Waldwege rings um den Dörenberg gefegt. Bis zur militärischen Nutzung des Berggebietes 1933 war der Berg auch Begegnungsstätte vom Wandervogel, CVJM, Eichenkreuz und anderer Jugendbünde der damaligen Zeit.
Dieseits des Berges, im Quellgebiet des Sellenbaches, lag der Adelshof der Herren von Tilitti.

Die Beherrscher des Tilittigaues.
Irgendwann war der Widerstand der Sachsen gebrochen. Die alten verfaulenden Perdeköpfe und die heiligen Bäume, Eiche und Linde (Eiche in G"strup) mussten dem Kreuz der Christen weichen.

Die alte Burg wurde zerstört, und an der Westseite des Dörenberges enstand die neue Burg.
Man nannte sie Sternberg wohl darum, da  sie dem neuen aufgehenden Stern von Bethlehem helfen möge, den Glauben der Christenheit im nunmehr bekehrtem Sachsenlande zu verfestigen.
Der Tilitihof wurde von den Herren von Tilitti zu einem Kloster gemacht.
Der erste urkundlich bekannte Herr von Sternberg war ein Schwalenberger, also auch ein Herr von Tilitti.
Die Reste des Hofes verbrannten urkundlich bekannt um 1413. Die Grafen von Sternberg waren zu der Zeit ein austerbendes Geschlecht. Um den Hof, zuletzt "to de Linahowe" genannt, kümmerte sich viele hundert Jahre keiner mehr. Nur noch alte Namen, (Aechterhöfen - hinter den Höfen, oder Möntgeteich - Mönchsteich) erinnern auch heute noch an diese alten Zeiten. Auch der alte Brunnen ist heute immer noch fragmentartig zu erkennen, und diente bis in die jüngste Vergangenheit als Dorfbrunnen.
Ausgrabungen ergaben stichhaltige Beweise. Ein alter Töpferofen wurde auf dem jetzigen Grunstück Nölle am Möntgeweg 1936 ausgegraben. Die Reste des Wohnhauses der bestimmt ersten Töpferrei in dieser Gegend waren beim Bau des Anwesens Klocke noch als dunkle Pfeilerstellen zu erkennen. Desweiteren wurde eine Spindel aus gebranten Ton gefunden, desgleichen ein Tr"nenkrüglein.

Beide Teile sind als Schenkung an das sog. Museum nach Bösingfeld gekommen.
So viel bekannt ist, liegen diese Dinge im alten Pfarrhaus in Bösingfeld genau so versteckt, als wenn sie in Linderhofe noch in der Erde liegen würden. Das alte Pfarhaus ist im Besitz der Komunalverwaltung der Gemeinde Extertal.
Topfscherbenfragmente der gleichen Art und Form wurden unterhalb der jetzigen Lüdenhauser Straße gefunden. Riesige Bruchsteine, die Grundmauern der alten Höfe, werden beim Tiefpflügen in diesem Bereich ausgepflügt.
Die Grafen von Sternberg richteten sich ein Schwimmbecken in der Schlucht am Möntgewege ein. Es lag etwas unterhalb der alten Linderhofer Badeanstalt. ( Nb. Letztere war übrigens von 1939 bis etwa 1950 die einzige öffentliche Badeanstalt in der jetzigen Großgemeinde Extertal.) Aber das nur am Rande.
Von 1413 an, also nach dem Brande, wurde aus den Äckern des Klosters ungefähr das, was es heute wieder ist, eine Steppe. Der einzige Unterschied ist die Siedlung Möntgeweg und dass zu der damaligen Zeit die Kühe hier das Gras abgeweidet haben.
Erst nach dem Dreißigjährigem Krieg um 1660-1670 herum begannen die jetzigen Besitzer der Grafschaft Sternberg in Linderhofe wieder Menschen anzusiedeln.
Der Linderhofer Krug entstand, der Schäfer von den Sternberger Schafen wurde angesiedelt, die Fischermeister bekamen ihr Anwesen, der Burgpfeifer Brand wurde durch ein Lehen belohnt. (Pieper Brand)

Eine Schule wurde um die gleiche Zeit gegründet. Der Schulmeister Petig wurde ein bekannter Mann. Die Nachfahrem vieler dieser Familien leben noch heute in Linderhofe und in Linderbruch, zumindest aber in der Gemeinde Extertal.
Die Äcker des alten Tilittihofes blieben aber weiterhin unbebaut. Ein Teil davon wurde zur Almende, also zur Benutzung für alle erklärt, ein anderer Teil wurde an die Bauern der Gemeinde verteilt.
Zur Verteilung an die Bauern gelangte auch der Rethberg, der seinen Namen von dem Reth hat, das im Tal des Sellenbaches zur Bedachung der Häuser geerntet wurde.
Im Jahre 1925 wurden die ersten beiden Häuser wieder in das alte Klostergebiet gebaut.
Viele Leute könnten im schönen Tal zu Linderhofe eine Heimat finden, denn es liegt jetzt ein rechtsgültiger Bebauungsplan vor. Eine öffentliche Wasser leitung und eine Abwasserleitung sind auch vorhanden.
Vielleicht könnte das Dorf im Tale, so nannte es der alte Pächter von der Domäne Ölentrup, wieder enstehen. Er hatte eine uralte Wandmalerei von Tilittihowa gesehen.

Wie schrieb der Dichter?

Oh grüne Au, du kleines stilles Tal,
Am Bergeshang verträumt ich meine Zeit.
Du grüner Wald, ihr Blumen ohne Zahl,
vergangner Traum voll Glückselichkeit.
H.K.

 
     
     
 

Anmerkungen:

  • Dörenberg=Platt=Dornberg=Donarsberg=Germanisches Heiligtum, ist wissenschaftlich nachgewiesen. Dörentrup=Dorntrup=Donar-Torup.
  • Nölle=gleich neuer Nachbar-Eigennahme
  • Lüdenhauserstraße=örtliche Straßenbezeichnung von der Straße, welche in Dorfmitte nach Lüdenhausen-Hohenhausen abführt.
  • Domänen Ölentrup, Schwelentrup, Dörentrup, Vallentrup, Vorwerke der Burg Sternberg.